Unterschied zwischen venen und arterien erklärt

Schon mal überlegt, was der grundlegende Unterschied zwischen Arterien und Venen ist? Ganz einfach: Es geht um die Richtung. Arterien bringen das Blut vom Herzen weg, während Venen es wieder zurücktransportieren. Man kann sich Arterien gut als die Autobahnen des Körpers vorstellen, die blitzschnell frisches, sauerstoffreiches Blut in die entlegensten Winkel liefern. Venen sind dagegen eher die gemütlichen Landstraßen, die das „gebrauchte“ Blut wieder einsammeln und zurück zur Zentrale bringen.

Die Kernaufgaben von Arterien und Venen im Überblick

Dein Blutkreislauf ist ein wirklich genial konstruiertes Röhrensystem. Es besteht aus zwei Haupttypen von Gefäßen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind, obwohl sie komplett gegensätzliche Aufgaben haben. Um zu kapieren, wie das alles funktioniert, müssen wir uns zuerst ihre Rollenverteilung genauer ansehen.

Arterien sind die Hochdruckleitungen in diesem System. Angetrieben von der enormen Pumpleistung deines Herzens, schießen sie sauerstoff- und nährstoffreiches Blut zu jedem Organ und jeder einzelnen Zelle. Klar, dass sie dabei einem hohen Druck standhalten müssen. Deshalb sind ihre Wände auch so dick, muskulös und elastisch – ein bisschen wie ein stabiler Gartenschlauch, der nicht gleich platzt, wenn man das Wasser voll aufdreht.

Venen bilden das genaue Gegenteil: das Niederdrucksystem. Ihre Hauptaufgabe ist es, das sauerstoffarme Blut, das jetzt mit Abfallprodukten aus dem Stoffwechsel beladen ist, wieder zurück zum Herzen und zur Lunge zu schaffen. Weil der Druck hier viel geringer ist, sind ihre Wände auch deutlich dünner. Die große Herausforderung für die Venen ist, das Blut oft gegen die Schwerkraft nach oben zu befördern – eine echte Meisterleistung.

Der entscheidende Unterschied liegt also nicht nur in der Fließrichtung, sondern auch im Drucksystem, dem sie angehören. Arterien arbeiten im Hochdrucksystem (weg vom Herzen), Venen im Niederdrucksystem (hin zum Herzen).

Diese fundamentale Aufgabenteilung hat natürlich direkte Auswirkungen auf alles Weitere: den Aufbau der Gefäßwände, ihre Lage im Körper und sogar die typischen Erkrankungen, die sie betreffen können.

Bevor wir gleich richtig tief in die anatomischen und physiologischen Details eintauchen, werfen wir einen schnellen Blick auf die wichtigsten Unterschiede. Die folgende Tabelle fasst die Fakten kurz und knapp zusammen und dient dir als perfekter Spickzettel.

Venen vs. Arterien: der schnelle Überblick

Merkmal Arterien Venen
Fließrichtung Vom Herzen weg Zum Herzen hin
Sauerstoffgehalt In der Regel sauerstoffreich In der Regel sauerstoffarm
Blutdruck Hoch (ca. 100 mmHg) Niedrig (ca. 10–12 mmHg)
Wandaufbau Dick, muskulös, sehr elastisch Dünner, weniger muskulös
Pulsation Fühlbar (z.B. am Handgelenk) Nicht fühlbar
Lage im Körper Meist tiefer liegend, geschützt Oft oberflächlich sichtbar
Besonderheit Keine Klappen (Ausnahme Aorta/Pulmonalis) Besitzen Venenklappen

So, mit diesem Überblick im Hinterkopf sind wir bestens gerüstet, um uns die faszinierenden Details genauer anzusehen. Los geht's

Wie der aufbau von venen und arterien ihre funktion bestimmt

Um den Unterschied zwischen Venen und Arterien wirklich zu begreifen, müssen wir einen Blick unter die Oberfläche werfen – direkt in den Aufbau ihrer Wände. Stell dir Arterien am besten wie einen robusten Hochdruckschlauch vor, der ordentlich was aushalten muss. Venen hingegen sind eher mit einem flexiblen, dehnbaren Rücklaufschlauch zu vergleichen. Genau dieser fundamentale Unterschied in der Funktion spiegelt sich 1:1 in ihrer Anatomie wider.

Beide Gefäßtypen haben zwar grundsätzlich den gleichen dreischichtigen Wandaufbau. Dieser setzt sich aus der inneren Schicht (Tunica intima), der mittleren Muskelschicht (Tunica media) und der äußeren Bindegewebsschicht (Tunica externa) zusammen. Aber der Teufel steckt wie so oft im Detail – und genau hier, im Feinbau dieser Schichten, verbirgt sich der Schlüssel zu ihren völlig unterschiedlichen Aufgaben.

Der robuste bauplan der arterien

Arterien stehen an vorderster Front und müssen dem gewaltigen Druck standhalten, der mit jedem einzelnen Herzschlag durch sie hindurchpulsiert. Ihre Tunica media ist deshalb extrem dick und vollgepackt mit glatter Muskulatur und elastischen Fasern. Diese clevere Kombination verleiht der Arterienwand ihre charakteristische Stärke und gleichzeitig die nötige Flexibilität.

Die elastischen Fasern erlauben es der Arterie, sich bei jedem Pulsschlag auszudehnen und direkt danach wieder zusammenzuziehen. Dieser geniale Mechanismus, auch als Windkesselfunktion bekannt, sorgt dafür, dass der stoßweise Blutauswurf des Herzens in einen viel gleichmäßigeren Blutstrom umgewandelt wird. Die kräftige Muskelschicht wiederum gibt dem Körper die Möglichkeit, den Blutfluss und den Blutdruck aktiv zu steuern, indem sie die Gefäße enger oder weiter stellt. Übrigens, eine detaillierte Übersicht über die wichtigsten Arterien des Körpers findest du in unserem weiterführenden Artikel dazu.

Diese Infografik fasst die Kernunterschiede zwischen Arterien und Venen super zusammen.

Infographic about unterschied zwischen venen und arterien

Man sieht auf einen Blick: Arterien transportieren das Blut vom Herzen weg, Venen führen es wieder zurück. Das ist die Basis für all ihre anatomischen Anpassungen.

Die clevere konstruktion der venen

Im venösen System herrscht deutlich weniger Druck. Logischerweise ist die Tunica media der Venen daher viel dünner und enthält auch weniger Muskel- und Elastikfasern. Ihre Wände sind nachgiebiger und können riesige Blutmengen speichern, weshalb man sie auch als Kapazitätsgefäße bezeichnet. Unglaublich, aber wahr: Etwa 70–80 % unseres gesamten Blutvolumens befindet sich zu jeder Zeit im venösen System.

Die größte Herausforderung für die Venen ist es, das Blut wieder zum Herzen zurückzubefördern – oft genug gegen die Schwerkraft. Und genau hier kommt eine geniale anatomische Besonderheit ins Spiel: die Venenklappen.

Diese feinen, segelartigen Strukturen ragen aus der Tunica intima in das Innere des Gefäßes. Man kann sie sich wie simple, aber hocheffektive Rückschlagventile vorstellen:

  • Öffnung: Fließt das Blut in Richtung Herz, legen sich die Klappen an die Wand und lassen es widerstandslos passieren.
  • Schließung: Droht das Blut durch die Schwerkraft zurückzusacken, füllen sich die Klappentaschen und schlagen sofort zu. Der Rückfluss ist blockiert.

Gerade in den Beinen ist dieser Mechanismus überlebenswichtig, um das Blut aus der Peripherie wieder nach oben zu pumpen. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Arterien dicke, muskulöse Wände brauchen, um dem hohen Druck standzuhalten, während Venen dünnwandiger sind, aber mit dem genialen Klappensystem den Rückfluss zum Herzen sichern.

Das hochdruck- und niederdrucksystem des körpers

Illustration, die den Unterschied zwischen Venen und Arterien im Blutkreislauf zeigt.

Um den Unterschied zwischen Venen und Arterien wirklich zu verstehen, müssen wir unseren Blutkreislauf in zwei grundlegend verschiedene Bereiche unterteilen. Stell es dir am besten wie die Wasserversorgung einer Stadt vor: Es gibt die dicken Hauptrohre, die mit ordentlich Druck frisches Wasser in jedes Haus pumpen. Und dann gibt es die Kanalisation, die das verbrauchte Wasser gemächlich und fast ohne Druck wieder zurück zur Kläranlage leitet.

Ganz ähnlich funktioniert das auch in unserem Körper. Wir haben ein arterielles Hochdrucksystem und ein venöses Niederdrucksystem, die wie ein perfektes Uhrwerk ineinandergreifen.

Arterien als kraftvolles hochdrucksystem

Das arterielle System ist sozusagen die Hochleistungsabteilung unseres Kreislaufs. Angetrieben von der puren Kraft des Herzmuskels wird das Blut mit jedem einzelnen Schlag stoßweise und mit Wucht in die Arterien gepumpt. Dieser kraftvolle Antrieb sorgt dafür, dass das sauerstoff- und nährstoffreiche Blut selbst die winzigsten Kapillaren in den entlegensten Winkeln unseres Körpers erreicht.

Der Druck, der dabei aufgebaut wird, ist wirklich beachtlich. Während der systolische Blutdruck in den großen Arterien auf etwa 100 mmHg klettern kann, fällt er in den großen Venen auf nur noch rund 10–12 mmHg ab. Dieser gewaltige Druckunterschied ist der eigentliche Motor, der den Blutfluss durch den gesamten Körper überhaupt erst in Gang hält. Mehr über diese faszinierenden Zusammenhänge liest du übrigens in unserem Artikel über Blutdruck und Puls.

Das arterielle System ist ein aktives Verteilersystem. Das Herz erzeugt den notwendigen Druck, um das Blut kraftvoll durch die robusten, muskulösen Arterien zu pressen und so jede Zelle des Körpers zu versorgen.

Venen als geniales niederdrucksystem

Das venöse System steht vor einer ganz anderen Herausforderung. Nachdem das Blut seine wertvolle Fracht bei den Zellen abgeliefert hat, muss es ja irgendwie wieder zurück zum Herzen finden. Das Problem: Der ursprüngliche Schwung vom Herzen ist längst verpufft. Vor allem in den Beinen muss das Blut zusätzlich noch gegen die Schwerkraft ankämpfen.

Wie also schafft der Körper das? Die Antwort ist eine clevere Kombination aus mehreren Mechanismen, die man als „Muskel-Venen-Pumpe“ zusammenfasst.

  • Muskelpumpe: Jedes Mal, wenn wir uns bewegen, zum Beispiel beim Gehen, spannen sich unsere Beinmuskeln an. Dabei drücken sie die Venen, die zwischen ihnen liegen, einfach zusammen und pressen das Blut so aktiv nach oben in Richtung Herz.
  • Venenklappen: Wie wir schon gesehen haben, funktionieren diese Klappen wie Rückschlagventile. Sie sorgen dafür, dass das Blut in den Pausen zwischen den Muskelkontraktionen nicht einfach wieder nach unten zurücksackt.
  • Atmung: Sogar unsere Atmung hilft mit! Beim Einatmen entsteht im Brustkorb ein leichter Unterdruck. Dieser Sog zieht das Blut aus den großen Körpervenen förmlich an und unterstützt den Rückfluss zum Herzen.

Dieser geniale Mechanismus macht auch klar, warum regelmäßige Bewegung so unglaublich wichtig für einen gesunden Kreislauf ist. Ohne die aktive Mithilfe unserer Muskeln hätten die Venen eine harte Zeit, ihre wichtige Aufgabe zu erfüllen.

Die typischen Erkrankungen von Arterien und Venen

Der ganz unterschiedliche Aufbau von Arterien und Venen sorgt dafür, dass sie auch für ganz spezifische Gesundheitsprobleme anfällig sind. Ihre Anatomie und die Druckverhältnisse, unter denen sie pausenlos arbeiten, definieren quasi ihre jeweiligen Achillesfersen.

Kurz gesagt: Arterien im Hochdrucksystem sind vor allem durch Ablagerungen und Verschleiß gefährdet, während die Venen im Niederdrucksystem oft mit dem mühsamen Rückfluss des Blutes zu kämpfen haben.

Arterielle Erkrankungen: Das Problem mit dem Druck und den Ablagerungen

Die wohl größte Bedrohung für unsere Arterien ist die Arteriosklerose, die wir umgangssprachlich auch als „Gefäßverkalkung“ kennen. Über Jahre hinweg lagern sich Fette, Cholesterin, Kalk und andere Substanzen an den Innenwänden der Gefäße ab. Diese Ablagerungen, auch Plaques genannt, machen die einst so elastischen Arterien steif und verengen ihren Durchmesser immer mehr.

Stell dir eine viel befahrene Autobahn vor, auf der sich langsam immer mehr Müll am Rand ansammelt. Irgendwann wird die Fahrbahn so eng, dass der Verkehr ins Stocken gerät – und genau das passiert bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK). Hier blockieren die Plaques den Blutfluss so stark, dass das Gewebe dahinter nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.

Die Hauptrisikofaktoren für diese gefährliche Entwicklung sind leider allseits bekannt:

  • Hoher Blutdruck: Er schädigt permanent die empfindliche Innenschicht der Arterien und macht es den Plaques leichter, sich anzuheften.
  • Rauchen: Die Giftstoffe aus Zigaretten greifen die Gefäßwände direkt an und befeuern die Entzündungsprozesse, die der Arteriosklerose zugrunde liegen.
  • Hohe Blutfettwerte: Zu viel „schlechtes“ LDL-Cholesterin ist quasi der Hauptbaustoff für die gefährlichen Plaques.
  • Diabetes mellitus: Dauerhaft hohe Blutzuckerwerte fügen den Gefäßwänden nachhaltigen Schaden zu.

Ein klassisches Symptom der pAVK sind Schmerzen in den Beinen beim Gehen, die in Ruhe wieder nachlassen – die sogenannte „Schaufensterkrankheit“, weil Betroffene immer wieder stehen bleiben müssen, als würden sie sich Schaufenster ansehen.

Venöse Erkrankungen: Wenn der Rückfluss zum Problem wird

Bei den Venen sieht die Sache ganz anders aus. Da in ihnen ein niedriger Druck herrscht, ist der Rücktransport des Blutes zum Herzen eine echte Herausforderung gegen die Schwerkraft. Die Hauptursache für venöse Erkrankungen sind daher meistens schwache Venenwände und defekte Venenklappen.

Im Gegensatz zu den Arterien, wo Verengungen das Hauptproblem sind, leiden Venen vor allem unter einer Insuffizienz – sie können ihre Transportaufgabe nicht mehr richtig erfüllen.

Wenn die Venenklappen nicht mehr richtig schließen, sackt das Blut durch die Schwerkraft nach unten und staut sich in den Beinvenen. Dadurch leiern die Venenwände mit der Zeit aus, was zu den bekannten Krampfadern (Varizen) führt. Diese sind weit mehr als nur ein kosmetisches Problem; sie sind ein klares Zeichen für eine chronische Venenschwäche. Eine häufige Erkrankung, die Venen betrifft, sind Krampfadern; erfahre hier, wie sich Krampfadern effektiv entfernen lassen, um wieder glatte und gesunde Beine zu bekommen.

Eine weitaus gefährlichere Folge des verlangsamten Blutflusses ist die tiefe Venenthrombose (TVT). Dabei bildet sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in einer der tiefen Venen, meistens im Bein. Löst sich dieses Gerinnsel und wandert mit dem Blutstrom zur Lunge, kann es dort eine lebensbedrohliche Lungenembolie verursachen.

Die Zahlen zeigen erschreckend deutlich, wie verbreitet Venenleiden sind. Rund 90 Prozent der deutschen Bevölkerung haben Veränderungen an ihrem Venensystem. Die häufigste Venenerkrankung ist die Venenthrombose, von der jährlich 80.000 bis 100.000 Menschen neu betroffen sind. Dieser krasse Unterschied zwischen Venen und Arterien bei den Krankheitsbildern zeigt eindrucksvoll, wie die Struktur eines Gefäßes direkt seine Funktion und seine Schwachstellen bestimmt.

So erkennen Sie Venen und Arterien im Alltag

Eine Person tastet den Puls an ihrem Handgelenk ab, um den Unterschied zwischen Venen und Arterien zu spüren.

Die ganzen theoretischen Unterschiede sind gut und schön, aber das wirklich Faszinierende ist doch, dass du sie direkt an deinem eigenen Körper erleben kannst. So wird der Unterschied zwischen Venen und Arterien von trockenem Lehrbuchwissen zu einer greifbaren, persönlichen Erfahrung. Lass uns ein kleines Experiment machen, das dir sofort Klarheit verschafft.

Leg einfach mal zwei Finger deiner rechten Hand auf die Innenseite deines linken Handgelenks, direkt unterhalb des Daumens. Übe sanften Druck aus. Spürst du dieses rhythmische, kräftige Klopfen? Das ist dein Puls – und was du da fühlst, ist die Druckwelle in der Arteria radialis. Jeder einzelne Stoß ist der direkte Beweis für das arterielle Hochdrucksystem, angetrieben von der unermüdlichen Pumpleistung deines Herzens.

Jetzt dreh deine Hand um und schau dir den Handrücken an. Die bläulich durchscheinenden Linien, die du dort siehst, sind deine Venen. Man kann sie gut erkennen, aber wenn du darauf drückst, spürst du keine Pulsation. Sie gehören zum Niederdrucksystem und führen das Blut ganz gemächlich, ohne den kraftvollen Impuls des Herzens, wieder zurück.

Warum Ärzte Venen bevorzugen

Diese einfachen Beobachtungen aus dem Alltag haben übrigens handfeste medizinische Konsequenzen. Hast du dich jemals gefragt, warum Blut eigentlich immer aus einer Vene in der Armbeuge und niemals aus einer Arterie entnommen wird? Oder warum die Blutdruckmanschette am Oberarm angelegt wird?

  • Blutentnahme: Venen liegen viel oberflächlicher und sind daher leichter zu treffen. Noch wichtiger ist aber der niedrige Druck in ihnen. Würde man eine Arterie anstechen, würde das Blut wegen des hohen Drucks regelrecht herausspritzen. Die Blutung zu stoppen, wäre ungleich schwieriger.
  • Blutdruckmessung: Die Manschette am Oberarm komprimiert ganz gezielt die große Arteria brachialis. Was der Arzt dann mit dem Stethoskop hört, sind die Strömungsgeräusche (die Korotkow-Geräusche), die entstehen, wenn das Blut wieder durch die kurz abgedrückte Arterie pulsiert. So misst er direkt den Druck im Hochdrucksystem.

Im medizinischen Alltag nutzt man die Eigenschaften beider Gefäßtypen ganz gezielt: Den kräftigen arteriellen Druck für die Diagnostik und die leicht zugänglichen, druckarmen Venen für Injektionen und Blutentnahmen.

Dieser direkte Bezug zum eigenen Körper macht die Anatomie erst so richtig lebendig. Wenn du das nächste Mal deinen Puls fühlst, denk an die beeindruckende Arbeit deiner Arterien. Ein gutes Verständnis für den Puls am Fuß und an anderen Stellen kann dir sogar noch viel mehr über dein Kreislaufsystem verraten. Genau so schlägt man die Brücke vom trockenen Wissen zur praktischen Selbsterfahrung.

Was du dich vielleicht schon immer gefragt hast

Zum Abschluss wollen wir noch ein paar typische Fragen klären, die im Zusammenhang mit dem Unterschied zwischen Venen und Arterien immer wieder auftauchen. Diese spannenden Details sind das i-Tüpfelchen, um dein Verständnis des Blutkreislaufs abzurunden.

Warum sehen meine Venen eigentlich blau aus?

Ein Mythos, der sich hartnäckig hält: Venöses Blut sei blau. Das stimmt so nicht, denn in Wahrheit ist sauerstoffarmes Blut einfach nur dunkelrot. Der bläuliche Schimmer, den wir bei oberflächlichen Venen wahrnehmen, ist tatsächlich ein optischer Trick. Er entsteht durch die Art und Weise, wie das Licht von unserer Haut und dem darunterliegenden Gewebe gestreut und absorbiert wird – ein kleines Spiel aus Physik und Biologie.

Gibt es Ausnahmen bei der Sache mit dem Sauerstoff?

Ja, und zwar eine ganz entscheidende! Im großen Körperkreislauf passt die Regel perfekt: Arterien führen sauerstoffreiches, Venen sauerstoffarmes Blut. Im kleinen Lungenkreislauf ist es jedoch genau andersherum.

  • Die Lungenarterie (Arteria pulmonalis) transportiert sauerstoffarmes Blut vom Herzen direkt in die Lunge, wo es „aufgetankt“ wird.
  • Die Lungenvenen (Venae pulmonales) bringen das frisch mit Sauerstoff angereicherte Blut von der Lunge zurück zum Herzen.

Diese Ausnahme ist der beste Beweis für die eigentliche Definition: Allein die Fließrichtung entscheidet darüber, ob ein Gefäß eine Arterie oder eine Vene ist, niemals der Sauerstoffgehalt.

Merk dir also: Arterien führen alles vom Herzen weg, Venen führen es wieder hin. Das ist die einzige Regel, die wirklich immer gilt.

Warum wird Blut eigentlich immer aus einer Vene entnommen?

Dahinter stecken ganz pragmatische und sicherheitsrelevante Gründe. Zum einen liegen viele Venen, besonders in der Armbeuge, sehr oberflächlich und sind dadurch leicht zu treffen. Viel wichtiger ist aber der Druckunterschied: Im venösen System herrscht ein sehr niedriger Druck.

Würde man eine Arterie anstechen, würde das Blut durch den hohen arteriellen Druck regelrecht herausschießen. Die Blutung wäre nur schwer zu kontrollieren und das Risiko für den Patienten unnötig hoch. Bei einer Vene hingegen ist der Blutfluss sanft und die Punktionsstelle schließt sich schnell wieder.


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